23.09.12

Palmöl – Basis der Industrialisierung Afrikas?

Palmöl ist das preiswerteste und weltweit meist benutzte Planzenöl. Man findet es in über der Hälfte der Produkte, die ein Discounter vertreibt, angefangen bei preiswerten Keksen, über Seife bis hin zu Lippenstiften. Die Nachfrage wächst stürmisch: Seit dem Jahre 2000 hat sich der weltweite Verbrauch verdoppelt.

Das Zentrum der industriellen Palmöl-Produktion ist Südostasien, dort Malaysia und Indonesien. Dort wurde ein Großteil des ursprünglichen Regenwalds in Palmen-Monokulturen verwandelt, mit entsprechenden Folgen für die Ökosysteme. Eine weitere Expansion ist schwierig.

In Afrika ist dies einfacher darzustellen. In den tropischen Regionen Westafrikas exisitert ein gut erschlossener Markt mit Produkten, die lokal erzeugtes Palmöl enthalten. Es gibt eine kleinflächige Produktion, die der Streuobstwiesen-Produktion hierzulande entspricht. Und es gibt korrupte Eliten, die Konzessionen für großflächige Plantagen veräußern.

Insbesondere die ehemaligen Bürgerkriegsnationen Sierra-Leone und Liberia aber auch der totalitär regierte Kamerun bieten sich für die Expansion der asiatischen Palmölproduzenten an.


Regierungsvertreter, die sich für die Konzessionsvergabe zuständig fühlen, vergeben großzügig Pachtverträge (im Kamerun auch gern in Gebieten, die man eigentlich als Naturschutzgebiet ausweisen wollte), die eine 60 – 99-jährige Nutzung des Gebiets erlauben. Den Ölproduzenten wird vorgegaukelt, dass es sich um Brachflächen handelt, auf die die Regierung direkten Zugriff hat. Wenn die Firmen dann anfangen, die Plantagen einzurichten, kommt es regelmäßig zu Konflikten mit der lokalen Bevölkerung, die die Flächen seit Generationen landwirtschaftlich nutzt. Der in der oben eingefügten Graphik dargestellte Anteil an »Unplanted Conssession« zeigt, wie schwer sich die Unternehmen mit der Lösung dieses Problems tun.

Die Entwicklung insbesondere in Liberia und Sierra Leone ähnelt der in Europa während der ersten industriellen Revolution. Die Voraussetzung für diese gesellschaftliche Entwicklung war die Freisetzung der Bauern durch Enteignung. Im 21. Jahrhundert passiert genau dies in Westafrika. Mit dem Segen der Entwicklungshilfeorganisationen (z. B. dem in England beheimateten »Forest Peoples Programme« oder dem liberianischen »Sustainable Development Institute«) werden Vereinbarungen zwischen den Palmölproduzenten und den ehemaligen Landnutzern geschlossen. Manche werden als Arbeiter eingestellt, andere überzeugt, das Land zu verlassen und das Glück in der Stadt zu suchen. 

Im Ergebnis sind alle Unternehmen mit unterzeichneten Konzessionen mit ihrem Zeitplan für die Einrichtung der Plantagen stark in Verzug. 

Dies sind in den Augen der Branche offenbar »Startschwierigkeiten«. Die verfügbaren Daten der nachgefragten Flächen zeigen, dass Westafrika erst am Beginn der Entwicklung hin zu einem industriellen Palmölproduzenten steht. 
Für einen Kapitalmarktteilnehmer stellt sich die Frage, ob man diese Entwicklung mit eigenen Investments unterstützen möchte oder nicht. 
Alle, die mit ETF's oder Indexprodukten in Indonesien, Malaysia oder Singapore investiert sind, unterstützen die Palmöl-Imperien mindestens mit folgenden börsengelisteten Unternehmen:


Sime Darby (Malaysia Link zur Börse)
Golden Veroleum gehört zur Agri Resources (Singapore Bloomberg-Snapshot)
Wilmar (Singapore, Wikipedia)
Olam (Singapore, Bloomberg Snapshot

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