01.12.12

Ein Hoch auf die Finanzmarktregulierung

Am 21. Juli 2010 unterzeichnete Obama den Dodd–Frank Act zur Regulierung der Finanzmärkte. Hiermit will die Politik Lehren aus der Finanzkrise seit 2007 ziehen. Insbesondere den ungeregelten »Over the Counter« (OTC) -Handel hat die US-Finanzmarktaufsicht bei der Umsetzung der Bestimmungen im Blick.

Was von vielen Marktteilnehmern als Beschneidung ihres Handelsuniversums begriffen wird, öffnet uns möglicherweise neue, profitable Handlungsfelder.


Es geht um Großes: Allein der außerbörsliche Swap-Markt umfasst weltweit ein Volumen von 650 Billionen USD. Die Idee ist, ein zentrales Register aufzubauen, in das die Swaps eingetragen werden. Wenn dieses Register öffentlichen Zugang bietet, was die Intention des Dodd-Frank-Acts ist, lassen sich hierdurch wertvolle Informationen über die Gedankengänge in den Handelsabteilungen institutioneller Marktteilnehmer gewinnen. 


Die Daten werden primär für die Finanzmarktregulierung aufbereitet. Aufbauend auf den Auswertungen des COT-Report für Futures können zukünftig wesentlich detailliertere Sentiment-Auswertungen angefertigt werden. Erstmals vermögen die erhobenen Sentiment-Daten die Positionierung der professionellen Marktteilnehmer in ihrer Gesamtheit zeitnah abzubilden.

Welche Vorteile bieten in diesem Marktumfeld überhaupt noch OTC-Swaps gegenüber Futures ? Einen einzigen: Swaps können individuell zugeschnitten, alles andere kann auch über Futures abgebildet werden.

Das sehen offenbar institutionelle Marktteilnehmer, allen voran Rohstoffhändler, wie Vitol und Trafigura, und Energiemakler (z. B. Tullett Prebon und ICAP) auch so. Allen gemeinsam ist, dass sie jüngst Dependancen in Singapur eröffnet oder erweitert haben. Fakt ist: Zwischen Januar und November 2011 sind die Umsätze in lokalen Rohstoff-Futures um 28 Prozent gestiegen. Möglicherweise ist bald am Futures-Markt eine kritische Masse erreicht, ab dem man auf OTC-Geschäfte weitgehend verzichten kann, da sich die gewünschten Risikoprofile auch liquide mit Futures abbilden lassen. Dieser Prozess wird intern bereits als »Ablöten des OTC-Swap Marktes« bezeichnet.


Eine weitere Entwicklung zielt auf die gleiche Kerbe:
»Block Futures Trades« sind, wie oben ausgeführt, in vielen Fällen ein Pendant zu Swaps. Die CME Group, die größte US-Terminbörse, bietet an, bestehende OTC-Swaps, in »Block Futures« umzuwandeln und so die unbequeme Swaps-Regulierung zu umgehen.

Es scheint, als ob die US-Finanzmarktaufsicht mit ihren Bestrebungen, den Derivatemarkt transparenter zu gestalten, voran kommt, trotz der unermüdlichen Lobbyarbeit der auf Verschwiegenheit erpichten großen Spieler am Markt. Die Regulierung des OTC-Handels nimmt dieser Branche ihre Exklusivität. Plötzlich können auch »Normalsterbliche«, wie wir, die ehemals exklusiven Trading-Setups implementieren. 


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