30.08.12

Der Sex-Appeal einer Dividendenstrategie im deflationären Umfeld

Die aktuelle Ausgabe der FT erweitert die strategische Option, in Dividendentitel zu investieren anstatt Anleihen auszutauschen, um einige interessante Argumente.

Da die Preise für Aktien in den letzten 10 Jahren mehr oder weniger konstant geblieben sind, die Unternehmen jedoch Produktivitätsfortschritte erzielt haben, sind die Ausschüttungen an Aktionäre prozentual stark angestiegen. Die FT stellt lakonisch fest, dass der Anstieg der Dividendenausschüttungen innerhalb des FTSE derzeit so stark ist, wie seit fünf Jahren nicht mehr. Nun ist der FTSE mit seinem Schwergewicht an Rohstoffwerten kein Maßstab für die Entwicklung der Dividenden in Europa oder gar in den USA. Dennoch sollte sich der Anstieg der Dividendenausschüttungen in steigenden Aktienpreisen wieder spiegeln.

Der Preis von Aktien eines Substanzwerts kann im einfachsten Fall durch den Risikoaufschlag der Assetklasse »Eigenkapital« gegenüber der Assetklasse »Fremdkapital«, also der Differenz der Dividendenrendite und der Anleihenrendite festgelegt werden. Anders herum: Das Risiko eines Aktienengagements kann durch die Differenz der Dividendenrendite und der Anleiherendite dargestellt werden.

Ein Umfeld extrem niedriger Anleiherenditen erhöht folglich das Risiko für Aktionäre.

Welch Wunder, dass die Aktienpreise in der letzten Dekade nicht gestiegen sind.

Auf der anderen Seite würde ein Renditeanstieg bei Anleihen die Risiken auf die Frendkapitalseite verlagern und die Assetklasse »Aktie« attraktiver machen.


Diese der FT entnommene Darstellung zeigt einerseits Renditedifferenzen einiger Assetklassen (oben) und die Handlungen der Marktteilnehmer (unten).
Man beobachtet massive und kontinuierliche Mittelzuflüsse in Dividendentitel. Die Mittelzuflüsse wirken sich natürlich auch auf den Preis der Aktien aus: Der S&P-Dividend-Aristrocates Index outperformt den S&P500 in den letzten drei Jahren um konstant 3% p.a.

Eine nicht unbedeutende Gruppe unter den Marktteilnehmern setzt folglich auf einen Renditeschub bei Anleihen und positioniert sich in der nun weniger risikobehafteten Assetklasse »Aktien«.

Dies geschieht in vielen Fällen mit extremen Bauchschmerzen. Zu präsent sind die Erfahrungen beispielsweise der Versicherer aus der Dot-Com-Ära, als große Buchwertverluste realisiert werden mussten, weil man zur Unzeit in die Assetklasse »Aktien« gewechselt hatte.

Ich gehe davon aus, dass der Trend zur Assetklasse »Aktien« sich noch in einem sehr frühen Stadium befindet und es deshalb strategisch Sinn macht, die Aktienquote hoch zu fahren.

Risiken: Zum Jahreswechsel läuft in den USA die von Bush eingeführte Sonderbesteuerung von Dividendenerträgen aus. Statt einer einheitlichen Rate von 15% müssen in den USA steuerpflichtige Personen ab Januar 2013 die Ausschüttungen mit dem persönlichen Steuersatz versteuern. Das kann in Einzelfällen (wie in der Vergangenheit auch) eine Steuerlast von 40% bedeuten.
Dies könnte zu einer Bevorzugung von Growth-Titeln führen, bei denen die Investoren einen höheren Ertrag durch höhere Kursgewinne anstreben.

Ein Ausweg aus dieser Steuerfalle sind Investments in Asien und (unter Vorbehalt) in Europa.

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