16.10.12

Finanz-Coaching alternativlos?

Finanz-Coaching – wie wir es verstehen – basiert auf einer vertrauensvollen Partnerschaft zwischen dem Coach und dem Mandanten. Dieses Vertrauen speist sich aus der Tatsache, dass ein Mandant davon ausgehen kann, dass der Caoch ihm ausschließlich Produkte vorstellt, in denen er selbst auch investiert ist oder in die er investieren wird. Der Mandant erhält einen tiefen Einblick in das Investmentverhalten eines »Profis«.

Dies ist eine Umkehrung der klassischen Anlageberatung. 

Dort ist die Aufregung wegen der sich stetig verschärfenden »Regulierungsanforderungen der BaFin« groß. Um überhaupt noch Produkte »verkaufen« zu können, weicht man auf immer konservativere Produkte aus. Neben Festgeldern, Bausparverträgen und Riester-Renten, gewinnen vor allem Versicherungen aller Art immer mehr an Bedeutung.

Wenn sich jemand trotz aller Warnungen und Widrigkeiten dazu durchringt, sein Geld chancenorientiert (in Aktien) anzulegen, erlebt er eine böse Überraschung: Bei der Bank (oder beim Strukturvertrieb) gibt es ausschließlich Produkte, die mit erheblichen Kostenaufwand versuchen, einem passiven Referenzindex zu entsprechen – und daran scheitern. Statistisch gesehen konnten 2012 bisher weniger als 13% aller für den Vertrieb zugelassenen Aktienfonds ihren Referenzindex übertreffen.

Vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen Negativ-Renditen die Zinsen der einfachen Sparer »auffressen« und auf Aktien basierte Produkte langfristig keinen Mehrbeitrag bringen, leistet der unter steigendem Vertriebsdruck leidende Berater mit seinen vorgegebenen Produkten keine Hilfestellung sondern bringt eher Sorge um das hart Ersparte.

Einige meinen jetzt, eine »Honorarberatung« würde helfen, den Interessenskonflikt zwischen Provisionsanforderung der Geschäftsführung und Renditeverlangen des Kunden zu entschärfen. Im Grunde wird die Problematik aber nur verlagert. Anstatt einem Interessenten in einem kostenlosen, informativen Beratungsgespräch eine Anlagestrategie nebst konkreten Investments vorzuschlagen, muss der Kunde in der Honararberatung zunächst die Hemmschwelle des Stundensatzes von durchschnittlich 200,- € überwinden. Ob eine Beratung zielführend ist, ist genauso ungewiss. Zumal sich die Produktpalette nicht verändert. Die für den Vertrieb zugelassenen Produkte verändern sich nicht, nur weil der Vertrieb anders strukturiert wird. 

Die klassische Anlageberatung hat das Problem jeder Dienstleistung: Der Dienstleister erbringt eine immaterielle Leistung, deren Nutzen sich erst in der Zukunft erweist. Der Kunde muss dem Dienstleister einen Vertrauensvorschuß gewähren.

Ein institutioneller Anleger wird niemals in ein komplexes Produkt investieren, wenn der Initiator dieses Produkts nicht selbst mit eigenem Vermögen investiert ist. Erfolgreiche Hedge-Fonds-Manager zeichnen sich dadurch aus, dass sie substanziell in ihren eigenen Fonds investiert sind. 
Vielleicht muss man den Begriff Finanzberatung wirklich neu definieren und anstatt einer Unabhängigkeit des Beraters von den von ihm vertriebenen Produkten genau das Gegenteil fordern: Nur wer sein Vermögen in das von ihm empfohlene Produkt investiert hat, darf dies auch weiterempfehlen.

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