24.10.12

LNG – die Energiequelle Asiens

In Europa dominieren langfristige Lieferkontrakte sowohl für Öl als auch für Gas. Der Gaspreis ist an die Entwicklung der Rohölpreise gekoppelt.
In den USA wird verflüssigtes Gas (LNG) an speziellen Terminals gehandelt (der Prominenteste ist »Henry Hub«); die Preisentwicklung richtet sich nach Angebot und Nachfrage und ist nicht an die Preisentwicklung anderer Energierohstoffe gekoppelt.

[Blau ist der US-Gas-ETF, grün der WTI-Öl-ETF (Leichtöl aus dem mittleren Westen und Kanada) und Rot der ETF der Ölsorte Brent (Nordsee-Öl) dargestellt].

Man erkennt deutlich die Entkopplung des Gas- vom Ölpreis. Der Rückgang der Gaspreise ist den gleichen Ursachen geschuldet, die auch die Differenz von WTI-Öl zu Brent-Öl immer größer werden lassen: Die Ausbeutung neuer und alter Felder mit neuen Methoden (Fracking).
Insbesondere in Südeuropa versucht man durch den Import von LNG aus dieser Sondersituation Kapital zu schlagen. Neben dem gerade eröffneten »Adriatic LNG Terminal« in der Nähe von des italienischen Rovigo, über den im Endausbau allein 10% des italienischen Gasbedarfs gelöscht werden können, plant das Land in der Nähe von Triest einen weiteren speziellen LNG-Hafen.
Damit sind für Europa die Tage der Bindung des Gaspreises an den Verlauf des Rohölpreises vorbei.

Die Musik im LNG-Handel spielt jedoch in Asien. 50% des globalen LNG-Handels wird dort abgewickelt. Nach der Abkehr Japans von der Atomkraft ist die Bedeutung dieser Energiequelle weiter gestiegen. Ironischerweise ist der LNG-Preis in Asien wie in Europa an den Ölpreis gekoppelt.

Dies ist bald Geschichte.

Obwohl es keine »offizielle Verlautbarung« gibt, nach der die Preisbindung ab 2013 abgeschafft wird, vedichten sich die Hinweise auf eine autonome Preisgestaltung beim LNG. Zum einen wird die LNG-Infrastruktur stetig verbessert. In Singapore wurde eigens eine künstliche Insel aufgeschüttet und darauf ein LNG-Terminal installiert. Man spricht stolz von der »Jurong Facility«. Derzeit deckt der Stadtstaat seinen Gasbedarf mittels langfristiger Liefervereinbarungen über Leitungen aus Malaysia, Brunei und Indonesien. Von dieser Abhängigkeit möchte man sich befreien. Zum zweiten dient »Jurong« als Umschlagshafen in dem das Gas vom Ozeandampfer auf Küstenschiffe umgefüllt wird, die beitspielsweise Vietnam mit Gas versorgen können.

In Singapore hofft man an den US-Hafen »Henry Hub« aufschließen zu können, an dem die US-Referenzpreise gebildet werden. Auf Energierohstoffe spezialisierte Handelshäuser, wie Trafigura, Vitol und Mercuria haben jüngst Dependancen in Singapore eröffnet. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf die Emanzipation des asiatischen Gashandels. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch ein Terminmarkt etabliert wird.

Die größten Profiteure dieser Entwicklung dürften die australischen LNG-Förderunternehmen sein, die derzeit ihre Förderkapazitäten nicht ausschöpfen können und das Gas zu Sonderkonditionen abtreten.

(Preisentwicklung der Woodside Petrolium seit 2008)

Der Blick auf die Preisentwicklung des größten australischen LNG-Exporteurs, Woodside Petroleum(WPL), zeigt neben konstanten Dividendenausschüttungen einen Preisverlauf, der dem des US-LNG's ähnelt. Das anziehende Handelsvolumen im asiatischen LNG könnte den Unternehmenswert deutlich anheben.

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