15.07.13

Australische und indische Notenbankpolitik

So - nach einigen internen Aufräumarbeiten komme ich hoffentlich wieder regelmäßig dazu, hier meine Tagesgedanken niederzuschreiben.

Die Morgenlektüre des hier in Stuttgart herrlichen 16. Juli bestand im Wesentlichen aus zwei Meldungen bezüglich aktueller Notenbankentscheidungen.

Zum einen hat die australische Notenbank den Leitzins auf dem historischen Low belassen. Die Notenbank will den Leitzins noch ein wenig länger auf diesem Niveau belassen. Im Gegensatz zu  früheren Äußerungen ist aber offenbar keine weitere Zinsenkung mehr geplant.

Interessant ist die Einschätzung, dass die Minenaktivitäten in Australien ihren vorläufigen Peak gesehen haben und dass man sich auf einen moderaten Rückgang der Rohstoffexporte einstellt. Bad News für Projektentwickler im Rohstoffbereich.  

Zum anderen hat die indische Notenbank sich in die Riege zinsanhebender Notenbanken (Brasilien, Indonesien) eingereiht. Sie hat in einem überraschenden Schritt indirekt die kurzfristigen Zinssätze angehoben. Praktisch wurde die Geldmenge begrenzt, die indische Banken von der indischen Notenbank entleihen dürfen. Für kurzfristige Enleihungen müssen Banken üblicherweise den Repo-Zinssatz (derzeit 7,25%) zahlen und entsprechendes Collateral stellen. Indische Banken müssen einen Strafzins in Höhe von 3% zahlen, wenn sie eine von der Zentralbank festgelegte Kreditsumme überschreiten.

Mit dieser Maßnahme will die Notenbank Spekulationen gegen die Rupie eindämmen. Offenbar war es in der Vergangenheit für Geschäftsbanken zu interessant, sich Geld zu  Repo-Kondition zu leihen und dies sofort gegen USD zu tauschen. Solange die Rupie sich stärker abschwächt, als der Repo-Zinssatz, ist man auf der sicheren Seite. Nun muss die Rupie um mehr als 10,5% pro Jahr gegenüber dem USD abwerten, damit man einen Gewinn macht. Die Rupie wertete konsequenterweise sofort nach Bekanntwerden der Notenbankentscheidung auf.

Man schätzt, dass die Renditen am kurzen Ende in Indien durch diesen Schritt um1,0 bis 1,5% ansteigen werden. Indien ist damit wieder auf dem Weg zu einer inversen Zinsstrukturkurve.

Kleines Fazit: Die jüngsten beschwichtigenden Äußerungen der Notenbankchefs einiger Industrieländer sind offenbar reines Sommertheater. »Behind the Scene« wird überall an einer Straffung der Geldpolitik gearbeitet. Ich habe den Eindruck, dass man sich derzeit hauptsächlich damit beschäftigt, dies so schonend zu kommunzieren, dass keine Marktturbolenzen auftreten. Höchstwahrscheinlich wird dies bis zum Herbst auch gelingen.

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