Der-Over-The-Counter-Handel mit Wertpapieren und Derivaten gilt als eine Schwachstelle der Finanzmärkte, als eine Ursache für unvorhersehbare Preis-Peaks und Börsencrashes. Deshalb haben die Regulierungsbehörden diesem unregulierten Marktsegment den Kampf angesagt. In den USA ist dieses Bemühen mit dem Namen »Dodd-Frank« verbunden und institutionalisiert. Ziel ist es, die OTC-Produkte in börsengehandelte Kontrakte umzuwandeln und so dieses Segment auszutrocknen.
Am 16. Mai wird die »US Commodity Futures Trading Commission« die Bedingungen für den Handel von bisher als OTC gehandelten Swaps an der neu eingerichteten »swaps execution facilities« beschließen. Seit mehr als drei Jahren streitet man darüber, wieviel Transparenz überhaupt möglich ist. Die zentrale Frage ist dabei: Kann die Hedge-Fonds-Industrie weiter exisiteren, wenn sie ihre Handelsinstrumente und Trades offenlegen muss?
OTC-Geschäfte spielen sich – obwohl das Volumen riesig ist – häufig in illiquiden Marktnischen ab. Für die geplante »Sefs« war ursprünglich folgendes Prozedere angedacht: Eine Handelsanfrage wird an den Marktplatz gesandt. Dort wird diese anonymisiert und an fünf ausgewählte Banken als potentielle Kontrahenten weitergeleitet. Der beste Preis erhält den Zuschlag. Das Problem: Alle fünf Banken wissen wie viele Anfragen für ein bestimmtes Produkt vorliegen und können hieraus auf Strategien der Hedge-Fonds schließen. Auch wenn sie nicht den Zuschlag bekommen haben, können sie diese Informationen gewinnbringend nutzen und – das ist die Angst der Hedge-Fonds – in engen Märkten die möglichen Profits vernichten.
Die Hedge-Fonds haben sich hier durchgesetzt: Die CFTC schlägt nun vor, in einer einjährigen Testphase die Anfrage nur an zwei willkürlich ausgewählte Banken weiterzuleiten.
Eine Episode am Rande zeigt auf, wie notwendig die Regulierung des OTC-Marktes ist. Die CFTC hat an alle größeren Handelspartner an den Rohstoffmärkten umfangreiche Fragebögen gesandt, in denen nach den Praktiken und Volumina von sog. »exchanges of futures for swaps« gefragt wird. An den Futureshandelsplätzen für Rohstoffe wurden Positionsobergrenzen eingeführt, um Marktmanipulationen vorzubeugen. Es ist in den USA nicht gestattet, Futures-Kontrakte außerhalb der offiziellen Börsenplätze zu handeln.
Die CFTF unterstellt den Händlern nun, diese Regulierung durch die o.g. OTC-Kontrakte umgangen zu haben. Das Geschäft wurde zur Verschleierung der tatsächlichen Intention in zwei Teilen abgewickelt. Zuerst einigten sich zwei Händler in einer privaten OTC-Vereinbarung (ein informelles Telefonat) auf einen Swap, der die Preisentwicklung eines Rohstoffs wiederspiegelt. (In einem Swap-Geschäft verspricht der Swap-Partner dem Initiator eine Performance eines Underlyings. Keiner der Beteiligten muss hierfür das Underlying besitzen.) In dieser speziellen Swap-Konstruktion handelt der Swap-Partner unmittelbar nach dem OTC-Geschäft auf eigene Rechnung am (geregelten) Futures-Markt. Die CFTC unterstellt den Handelspartnern, damit die Positionsgrößenbestimmungen umgangen zu haben.
Das Volumen der »exchange of futures for swaps«-Kontrakte soll einige Milliarden US-dollar betragen. Entsprechend hoch könnten die Strafzahlungen ausfallen.
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