30.03.13

Virtualisierung mit Xen unter Ubuntu

Bei mir hat sich inzwischen ein kleiner Zoo an Computern angesammelt, mit dem unterschiedliche Dinge getan werden.

Es gibt einen Clone der Handelsrechner, der bei Ausfällen als Reserve vorgehalten wird, einen internen Mail- und Git-Server, eine Test-Umgebung für Rails und schließlich die Produktionskiste.
Im Zuge der personellen Expansion (als virtuelles Unternehmen), wird ein von außen zugänglicher Server mit der Datenbank und der Latex-Umgebung für die Erstellung der Marktberichte (und zukünftig des Börsenbriefes) immer wichtiger.

Sicher - man kann all dies bei Amazon mieten. Die Frage ist, ob es zielführend ist, sich komplett diesem Giganten auszuliefern und seine geschäftlichen Aktivitäten hiervon abhängig zu machen.
Da im KabelBW-Internetpaket eine feste IP enthalten ist, steht einer Inhouse-Lösung nichts im Wege.

Xen Installieren
Als Hardware ist eine aktuelle Xenon E4-Kiste von Q-E-D auserkoren. Die Basisumgebung ist der Ubuntu Server in der Version 12.10.
Bei der Einrichtung des LVM-Filesystems wird auf der 500 GB-SSD-HD ein Bereich von 75 GB für die Dom0-Verwaltungsdomäne vorgesehen. Der Rest ist für die Xen-Rechner verfügbar.
Es wird zunächst das Basissystem mit Openssh-Server installiert.

Nach dem ersten Start wird mit ifconfig die zugewiesene Addresse ermittelt und dann vom Produktivsystem aus die weitere Konfiguration durchgeführt:
ssh 172.28.50.117
The authenticity of host '172.28.50.117 (172.28.50.117)' can't be established.
ECDSA key fingerprint is 80:50:b0:a8:9c:d1:a1:5f:82:31:39:fa:df:fb:eb:4e.
Are you sure you want to continue connecting (yes/no)? yes
Warning: Permanently added '172.28.50.117' (ECDSA) to the list of known hosts.
topo@172.28.50.117's password:
Welcome to Ubuntu 12.10 (GNU/Linux 3.5.0-17-generic x86_64)

 * Documentation:  https://help.ubuntu.com/

  System information as of Sat Mar 30 08:53:29 CET 2013

  System load:  0.0               Processes:           121
  Usage of /:   2.9% of 37.38GB   Users logged in:     1
  Memory usage: 0%                IP address for p1p1: 172.28.50.117
  Swap usage:   0%

  Graph this data and manage this system at https://landscape.canonical.com/

72 packages can be updated.
36 updates are security updates.

Last login: Sat Mar 30 08:49:51 2013
topo@alpha:~$
Zunächst aktualisieren wir das System und installieren Xen:
sudo su
[sudo] password for topo:
root@alpha:/home/topo# apt-get update ; apt-get upgrade
 root@alpha:/home/topo# apt-get install xen-hypervisor-amd64
Dann muss Grub gesagt werden, dass ab nun der Xen-Kernel gebootet werden soll.
Der steht an dritter Stelle im Grub-Menue. Also
 root@alpha:/home/topo# vi /etc/default/grub
und dort GRUB_DEFAULT auf »2« setzen (mit sed -i 's/GRUB_DEFAULT=.*\+/GRUB_DEFAULT=2/' /etc/default/grub gehts auch).
Abschließen mit
 root@alpha:/home/topo# update-grub
Die Xen-Installation wird mit dem Setzen des Toostacks abgeschlossen:
root@alpha:/home/topo#  sed -i 's/TOOLSTACK=.*\+/TOOLSTACK="xm"/' /etc/default/xen
root@alpha:/home/topo# reboot
 Jetzt testen wir, ob Xen läuft (weiter alles als root):
xm list
 Name                                        ID   Mem VCPUs      State   Time(s)
Domain-0                                     0 32077     8     r-----     11.7
So far - so good.

Netzwerk
Die Interfaces werden wie folgt angepasst:
vi /etc/network/interfaces
 # The loopback network interface
auto lo
iface lo inet loopback

auto xenbr0
iface xenbr0 inet dhcp
    bridge_ports p1p1

# The primary network interface
auto p1p1
iface p1p1 inet manual
 Anschließend das Netzwerk neu starten:
root@alpha:/home/topo# /etc/init.d/networking restart
ifconfig zeigt jetzt die Präsenz einer »xenbr0«-Bridge, über welche die Kommunikation mit den Xen-Rechnern abgewickelt wird. Weitere Informationen erhalten wir mit
root@alpha:/home/topo# brctl show
bridge name    bridge id        STP enabled    interfaces
xenbr0        8000.d43d7e325d3e    no        p1p1
Rechner aufsetzen
Zuerst muss Platz für die virtuellen Maschinen reserviert werden.
Für den ersten Testrechner reservieren wir 20 GB:
root@alpha:/home/topo# pvs
  PV         VG    Fmt  Attr PSize   PFree 
  /dev/sda5  alpha lvm2 a--  476,70g 406,86g
root@alpha:/home/topo# lvcreate -L 20G -n ubuntu-test /dev/alpha
  Logical volume "ubuntu-test" created
Nun kopieren wir ein ISO-Image des Betriebssystems auf den Server:
root@alpha:/home/topo# mkdir -p /var/lib/xen/images/ubuntu
topo@hfx:~/Downloads$ scp ubuntu-12.10-desktop-amd64.iso 172.28.50.117:~
root@alpha:/home/topo# mv ubuntu-12.10-desktop-amd64.iso /var/lib/xen/images/ubuntu
Es ist an der Zeit, eine graphische Umgebung zu installieren, damit wir ggf. auch dort arbeiten können und uns mittels »ssh-Y« einloggen und anschließend den X11-Output entfernt darstellen können:
root@alpha:/home/topo# apt-get install awesome gnome-terminal vncviewer xinit
»startx &« startet erwartungsgemäß einen sauberen awesome-Desktop (Achtung: Als ROOT, also aufpassen!) .

Aufgrund eines Konfigurationsfehlers sind die Keymaps nicht richtig verlinkt.
Deshalb muss ein symbolischer Link von
 /usr/share/qemu-linaro/qemu  nach /usr/share/qemu
angelegt werden (ich mache das im Zweifel im »mc«).

Abschließend wird eine Konfigurationsdatei für die Erzeugung des Rechners erstellt:
root@alpha:/home/topo# vi /etc/xen/ubuntu-test.cfg
builder = "hvm"
name = "ubuntu-test"
memory = "1024"
vcpus = 4
vif = ['']
disk = ['phy:/dev/alpha/ubuntu-test,hda,w','file:/var/lib/xen/images/ubuntu/ubuntu-12.10-desktop-amd64.iso,hdc:cdrom,r']
vnc = 1
boot="dc"
Nach einem Neustart erzeugen wir endlich den Rechner:
root@alpha:/home/topo# /etc/init.d/xendomains start
root@alpha:/home/topo# /etc/init.d/xen start
 * Starting Xen daemons                                                                                        [ OK ]
xm create /etc/xen/ubuntu-test.cfg
 root@alpha:/home/topo# xm create /etc/xen/ubuntu-test.cfg
Using config file "/etc/xen/ubuntu-test.cfg".
Started domain ubuntu-test (id=3)
In einem weiteren Terminal wird (als normaler User)
vncviewer localhost:0
aufgerufen und der Startbildschirm der Ubuntu-Installation erscheint:


Wir haben jetzt einen funktionierenden, virtuellen Rechner, der nach der Installation über vir ssh, vnc, teamviewer usw. erreichbar sein wird.

27.03.13

Das Comeback der Kreditderivate

Gestern (Dienstag, 26.03.) hat die ungarische Notenbank die Leitzinsen ein weiteres Mal gesenkt. In nunmehr acht aufeinanderfolgenden Schritten wurde der Zinssatz auf jetzt fünf Prozent gesenkt. Trotz der massiven Abwertung des Forint, deuten die Inflationsprognosen auf eine Abschwächung der Teuerungsrate hin. Auch die Schwäche der Währung induziert kein Wirtschaftswachstum. Man ist froh, wenn das prognostizierte Wachstum von 0,5 Prozent erreicht wird. Heute Nacht hat die vietnamesische Notenbank die Leitzinsen gesenkt. Noch vor einem Jahr kämpfte das Land gegen eine Inflationsrate von 12,6 Prozent. Diese ist inzwischen auf 6,6 Prozent gesunken. Der Leitzins konnte deshalb von 9 auf 8 Prozent gesenkt werden.

Zinssenkungen in den Emerging Markets kann man profitabel mit Staatsanleihen in lokaler Währung begleiten.
Die Zinsentwicklung in den Industrieländern zeichnet die immer weiter ausufernde finanzielle Repression nach.
Die britische, japanische und US-amerikanische Notenbank exekutieren ihre unlimitierten QE-Programme und fluten die Kapitalmärkte mit Überschußliquidität.

In Japan hat der neue Notenbankchef Kuroda gestern eine Ausweitung des Ankaufprogramms für Staatsanleihen angekündigt. Auch die BOJ erhöht die Duration ihres Anleiheportfolios, indem sie verstärkt Staatsanleihen mit längerer Restlaufzeit auf dem Sekundärmarkt aufkauft. Japanische Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit weisen eine Rendite von 0,5 Prozent pro Jahr auf.

Gleichzeitig notiert der deutsche Bund-Future auf einem AllTimeHigh, und die Umlaufrendite in Deutschland beträgt 1,07 Prozent.

An den Rentenmärkten vollzieht sich eine klassische Blasenbildung. Es ist völlig unlogisch, in Staatsanleihen zu invesitieren, die weniger als ein Prozent Zinsen abwerfen, wenn die Inflationsrate doppelt so hoch ist. Solange die Renditen munter weiter fallen, ist es trotzdem profitabel.

Auf einen mit Vollgas fahrenden Zug aufzuspringen ist nicht meine Sache. Es geht glücklicherweise auch anders. Erinnern wir uns: Was war die ursprüngliche Intention der FED bei der Auflage des ersten QE-Programms? Es sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine preiswerte Kreditvergabe an Unternehmen und Privatpersonen sicherstellen. Dieses Ziel verfolgen seitdem alle QE-Programme. In den USA stellt die FED zusätzlich das weitere Funktionieren des Marktes für öffentliche Anleihen sicher, mit denen die Kommunen den Ausbau und die Reparatur der öffentlichen Infrastruktur finanzieren.

Seit Auflage des unlimitierten Ankaufs von US-Staatsanleihen (QE4) im Dezember 2012 erwirbt die FED monatlich, zusätzlich zu den 45 Mrd. $, mit denen Langläufer ge- und Kurzläufer verkauft werden, für 40 Mrd. $ verbriefte Immobilienkredite.
Die Folge: Der Immobilienmarkt hat sich wieder sichtbar belebt – der Handel mit Immobilienkrediten auch.

Investmentvehikel, die bis zum Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes 2007 exzellente Erträge erwirtschaftet haben, sind auch jetzt wieder ertragreich.


Eines dieser Vehikel ist die Chimera (CIM). Die Gesellschaft ist ein REIT (Real Estate Investment Trust), der sich auf den Handel mit verbrieften Kreditderivaten spezialisiert hat. Das Ziel des Managements ist, eine attraktive Dividende zu erwirtschaften. Die Dividende beträgt derzeit 14,5 Prozent pro Jahr. Kurssteigerungen der Aktie sind nebensächlich, in Zeiten wie diesen aber möglich. Seit Auflage von QE4 ist der Aktienwert um 20 Prozent gestiegen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die öffentliche Wahrnehmung eigentlich der gesamten Gattung der Mortgage-REIT's. Sobald in dem Anlageportfolio Begriffe wie CDO, ABS oder CBMS auftauchen, klingeln offenbar die Alarmglocken des Jahres 2007 wieder auf. Schaut man beispielsweise bei Seeking Alpha nach Beiträgen, dann wird kein gutes Haar am Geschäftsgebahren dieser Unternehmen gelassen. Die hohen Dividendenrenditen sind suspekt, die Management-Fees und auch die beteiligten Personen werden durchweg negativ dargestellt.

Trotzdem performen die Werte gut. Privatanleger, die sich üblicherweise im Internet mit Informationen über interessante Investmentoppurtunitäten versorgen, dürften deshalb kaum für die gute Performance der letzten Zeit verantwortlich sein. Erst wenn diese auf den Zug aufspringen, ist es an der Zeit, über ein Exit nachzudenken.